Medizinisches Wissen und koloniale Macht : Die Entdeckung der Tropenkrankheit Kala-Azar in Britisch-Indien

Autor*innen: Ute Kemmerling
Ende des 19. Jahrhunderts versprach die neu etablierte Tropenmedizin mit innovativer Labortechnik und neu entwickelten Medikamenten die Beherrschung von Krankheiten und Epidemien in den Kolonien. Die geschichtswissenschaftlich kaum erforschte Krankheit Kala-Azar (Viszerale Leishmaniose) wurde 1869 erstmals in Indien beschrieben und entvölkerte ganze Regionen. An ihrem Beispiel zeigt die vorliegende Studie die unterschiedlichen Phasen der Generierung von Wissen zu einer zunächst unbekannten Krankheit auf.
Die Erforschung von Kala-Azar war maßgeblich vom Austausch erster wissenschaftlicher Erkenntnisse geprägt und diente darüber hinaus auch den Zielsetzungen von Wirtschaft und Politik in Britisch-Indien. Erste Untersuchungen zu Kala-Azar fanden auf den Teeplantagen in Assam statt, da dort besonders hohe Todesraten verzeichnet wurden. Mehrere Generationen von Wissenschaftlern in Europa und Britisch-Indien bildeten ein Wissensnetzwerk zu Kala-Azar. Indische Forscher hatten ab dem frühen 20. Jahrhundert Anteil an der co-construction of knowledge (Kapil Raj). Die vorliegenden Ergebnisse sind ein Beitrag zur Dekonstruktion „des“ Westens auf dem Feld der Medizingeschichte.
Erscheinungsjahr: 2025
ISBN (PDF): 978-3-98767-015-2
ISBN (Print): 978-3-98767-486-0
Deposit: https://dx.doi.org/10.57813/20240711-101528-0