Einerseits ist das explizite Beispielgeben im Akt des Erzählens ein Fremdkörper. Wer ein Beispiel gibt, argumentiert oder expliziert, aber er erzählt nicht. Betont zirkulär ausgedrückt: Wenn eine Erzählinstanz sagt, dass sie ein Beispiel gibt, unterbricht sie das Erzählen und wechselt in einen anderen Diskursmodus, indem sie einer anderen Form der Themenentfaltung, wie die Textlinguisten sagen, Raum gibt. Andererseits weiß man seit Aristoteles’ Rhetorik, dass das Beispielgeben zu einem wesentlichen Teil narrativ ist und dass Erzählungen als Beispiele aufgefasst werden können. Inwieweit Erzählinstanzen Beispiele geben, unter welchen Voraussetzungen, in welchen erzählenden Textsorten, und mit welcher Wirkung dies geschieht, wird im Themenschwerpunkt dieses Hefts anhand von Beispielen (von Robert Musil bis Mark Z. Danielewski, von Thomas Mann bis Juli Zeh) erkundet. Mit Beiträgen von: Rüdiger Campe | Ben Dittmann | Andreas Jörg | Simon Meisch und Stefan Hofer-Krucker Valderrama | Michael Niehaus | Ralph Olsen | Oliver Simons